Aufruf des Landesverbandes zum 112. Weltfrauentag

Es ist heute der 112. Weltfrauentag. Und viele sind gekommen.

Das Internationale Motto für dieses Jahr lautet: "DigitALLE – Innovation und Technologie für Gleichheit unter den Geschlechtern”!

Herausgegeben wird das Motto des Internationalen Frauentags von UN Women, also der Sektion der Vereinten Nationen, die sich mit Frauenfragen beschäftigt. Ziel des diesjährigen Mottos ist es, mit mutigen Ideen samt intersektionaler Perspektive für eine gerechtere Welt zu sorgen. Denn laut UN Women gehen viele Fortschritte viel zu langsam voran – sodass beim jetzigen Tempo auch unsere Enkel:innen-Generation noch keine Gleichstellung der Geschlechter erleben kann.

An dieser Stelle möchte die ÖDP auf einen besonderen Kreis von Frauen aufmerksam machen, die einerseits unter den gleichen Diskriminierungen leiden, aber zusätzlich weiteren Diskriminierungen ausgesetzt sind, weil sie in ein heteronormatives, bipolares Modell nicht wirklich hineinpassen – queere Frauen. Gemeint sind damit Lesben, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle, Nicht-Binäre.

Habt Ihr Euch eigentlich schon einmal die Frage gestellt: Was ist eine Frau?

Was bedeutet es Frau zu sein und einen Penis zu haben oder XY zu sein? Wie fühlt sich das an, wenn eine Frau eine Frau liebt? Und wie fühlt es sich wohl an, von Anderen schief und unverständlich angesehen zu werden?

Wie fühlt es sich an, von der Rechtsprechung und vom Gesetzgeber nicht bedacht bzw. nicht berücksichtigt worden zu sein? Wie fühlt es sich an, von sogenannten TERF-Frauen (Trans-ausschließende radikaler Feministinnen), die transgeschlechtlichen Personen, insbesondere transFrauen, invalidieren, diskriminieren und Transidentität als solche infrage stellen oder ihre Existenz leugnen?

Die ÖDP in NRW möchte mit Euch zusammenkommen, um all das zu bestreiken und in Bewegung zu bringen, was das Leben, unser alltägliches Leben, immer wieder so verdammt schwer, ja manchmal sogar unmöglich macht.

Queere Frau tragen genauso Sorge und Verantwortung, wie alle anderen Frauen. Oft bleiben sie aber unsichtbar. Sie möchten aber selbstverständlich verstanden und wertgeschätzt werden.

Queere Frauen haben die Angst und die Sorgen aufgrund von (geschlechtlichen) Identitäten, Äußerlichkeiten, aufgrund eines nicht-in-die-Gesellschaft-Passens oder Passen-Wollens, verurteilt und bedroht zu werden. Queere Frauen haben es satt, den alltäglichen Leistungsdruck, das Versteckspiel und die Sorge nach Anerkennung!

Die ÖDP möchte ihren Dank aussprechen an alle, die uns heute mit Köstlichkeiten, Tanz und Momenten der Sorglosigkeit versorgt haben.

Doch, es ist Euch bestimmt schon aufgefallen, viele von uns können heute gar nicht hier sein. Viele von uns sind auf dem Weg zur Arbeit im weitesten Sinn, um die Sorgen anderer zu versorgen – im Krankenhaus, im Callcenter, im Newsroom, bei der Nachbarin, bei den sorgebedürftigen Eltern, bei Verwandten oder Freund*innen…

Andere wiederum wurden an den Außengrenzen der Europäischen Union aufgehalten und müssen sich so sehr um das tägliche Überleben sorgen, dass ein solcher Protest, wie wir ihn heute auf die Straße bringen, gar nicht erst möglich ist. Stichwort: Ukraine-Krieg!

Die ÖDP zeigt sich solidarisch mit allen, die sich für die Rechte aller Frauen einsetzen, aber kein Zeichen setzen können.

Wir sollen uns wehren gegen die Prinzipien und Logiken, die prägen, wie Leben größtenteils gelebt werden muss. Stattdessen müssen wir kämpfen für mehr und andere Möglichkeiten das Leben selbst zu gestalten, Diskriminierungen entgegenzutreten und Lebensentwürfe anerkennen.

Die ÖDP wünscht uns allen einen lauten und kraftvollen Auftritt – nicht nur am 08. März!

Rita Nowak,
NRW-Landesvorsitzende der ÖDP und Landesbeauftragte für Frauen- und Geschlechtergerechtigkeit